Doris Lerche 

 

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VITA


Schon als Kind durfte ich den reichhaltigen Bücherschrank meines Vaters durchstöbern. Fasziniert war ich von Texten und Bildern für Erwachsene – und ließ dafür meine Kinderbücher liegen.
Sobald ich einen Stift halten konnte, begann ich zu zeichnen, zu malen und zu reimen sowie eigene Geschichten zu schreiben und zu illustrieren.
Ich wuchs im westfälischen Münster auf. Nach Sprachaufenthalten in London und Paris studierte ich Psychologie, Kunstpädagogik und Grafik-Design, Schwerpunkt Buchillustration.
Während meiner Studienzeit unternahm ich ausgedehnte Abenteuerreisen, u.a. in den Iran, nach Afghanistan, Pakistan und Indien.
 

Die satirische Zeichnung war bis in die siebziger Jahre traditionell männlich.
Ich war eine der drei ersten Cartoonistinnen der Bundesrepublik.
Mein Cartoonbuch „Du streichelst mich nie!“, 1980 erschienen, wurde zum Kultbuch.
„Nie war der Themenbereich Liebe/Beziehung/Sexualität gnadenloser karikiert worden – noch dazu aus weiblicher Sicht – und, bei aller Schärfe, ohne moralischen Zeigefinger.“ kommentierte die ‚Frankfurter Rundschau‘..
 

Parallel zum Zeichnen schrieb ich, denn die Sprechblasen wurden mir schnell zu klein. Es entstanden Erzählungen, Romane, Gedichte, Theaterstücke. Dabei ging es mir immer wieder um die Abgründe der menschlichen Seele: um unverarbeitete Traumata, verstörende Familiengeheimnisse, finstere Machtspiele, ungelebte Sehnsüchte. Oft war die Groteske das einzige mir passend erscheinende zeichnerische und literarische Stilmittel.
 

Neben der traditionellen Lesung experimentierte ich mit neuen Formen der Literaturvermittlung.
Zusammen mit dem Konzertgitarristen Reimund Popp, dem Percussionisten Günter Bozem, der Cellistin Susanne Hirsch und anderen Musikern und Musikerinnen entwickelte ich eigenwillige, satirisch-musikalische Performances.
In Birgitta Linde, die meinen Sinn für finsteren Witz und skurrile Tragik teilt, fand ich die ideale Regisseurin.
 

Seit 1976 lebe und arbeite ich in Frankfurt/Main – zunächst als Zeichnerin, Schriftstellerin und Performerin - inzwischen auch als Gestalttherapeutin.
 

Um die Kommunikation zwischen Kulturschaffenden und ihrem Publikum zu fördern, habe ich 1984 die Frankfurter „Romanfabrik“ initiiert und sie 8 Jahre lang hauptverantwortlich betreut.
2013 gründete ich zusammen mit Peter Ripken das Kulturprojekt „Alondra-Institute“. Geplant war ein Ort der interkulturellen Begegnung und des künstlerischen Austauschs (www.alondra-institute.com).
Durch die Blockierungen während der Pandemie sowie durch berufliche Veränderungen mussten wir unsere Arbeitsschwerpunkte verlagern. Dazu Näheres auf unserer Alondra-Website.
Von 2016-2020 wiederbelebte und betreute ich die Frankfurter DENKBAR - einen Ort der kulturellen Vielfalt, der künstlerischen Experimente und einer genreübergreifenden Zusammenarbeit.
 

Mittlerweile habe ich mich aus den organisatorischen und verwalterischen Aktivitäten zurückgezogen, um mich wieder mehr meiner kreativen Arbeit zu widmen. So entwickele ich neue literarische/poetische oder satirische Programme, die ich als Lesung - oder in Kombination mit Musik - in der DENKBAR und auf anderen Bühnen vortrage.
Dabei habe ich keine Scheu vor ungewöhnlichen Orten. Den Text "Atmen - Requiem für meine Mutter" las ich am 13.9.2023 in der Trauerhalle eines Frankfurter Bestattungsinstitutes.
 

Aktuell arbeite ich zusammen mit der Grafik Designerin und Fotografin Renate Schlicht an dem Kreativprojekt im Literaturland Hessen "Text trifft Bild". Für den Kalender 2024 wurden wir mit unseren Vorschlägen ausgewählt: Doris Lerche und Renate Schlicht mit „Rausgestellt“ "Rausgestellt" befasst sich mit auf den Straßen abgestellten Gegenständen, die – aus ihrem Alltags-Zusammenhang gerissen – plötzlich Fantasien und Assoziationen wecken.
Dinge, an denen man sonst achtlos vorbeigeht, werden durch ein Foto von Renate Schlicht in den Mittelpunkt gerückt und erhalten durch Doris Lerches Verse eine neue Bedeutung.